Auf dem Bremer Domhof befindet sich inmitten des rötlichen
Pflasters ein größerer schwarzer Basaltstein mit einem eingemeißelten
Kreuz. Dieser ist unbekannten Ursprungs, wird jedoch von Bürgern
der Hansestadt gerne angespuckt. Der Stein soll jene Stelle markieren
an der am 21. April 1831 die letzte öffentliche Hinrichtung in
Bremen stattgefunden hat. Vor den Augen von 35.000 Zuschauern
wurde damals die 46-jährige Gesche Gottfried geköpft, die gestanden
hatte 15 Menschen (darunter ihre Eltern, Kinder und Ehemänner)
mit “Mäusebutter“ (einem Gemisch aus Schmalz und Arsen) vergiftet
zu haben.
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Über die Motive von Gesche Gottfried, die in der Nachbarschaft
einen guten Ruf hatte und zahlreichen weiteren Mitmenschen nichttödliche
“Mäusebutter“-Dosierungen verabreichte, wird bis heute spekuliert.
Der Autor Peer Meter veröffentlichte unter dem Titel “Eine
Bremer Tragödie“ nach Einsicht in die lange verschollenen
Prozessakten ein Sachbuch in dem er – anders als bisher angenommen
– die Gottfried nicht als berechnende Mörderin sondern als psychisch
kranke Frau darstellt. Auch den Bremer Bürgern und Autoritätspersonen
weist Meter eine Teilschuld an den Taten zu, da es schon lange
vor Gottfrieds Verhaftung reichlich Hinweise und Verdachtsmomente
gab.
Peer Meter hat die Geschichte von Gesche Gottfried außerdem
noch zu dem Comic “Gift“ verarbeitet. Hier erzählt
er von einer (unbenannt gebliebenen) Schriftstellerin, die genau
zum Zeitpunkt als die Giftmörderin hingerichtet wurde, nach
Bremen reist. Die junge Frau erlebt und erfährt eine höchst
ungute Stimmung in der Stadt. Sie will dort eigentlich eine Reisebeschreibung
über die Hansestadt verfassen, wird jedoch immer wieder mit
Gesche Gottfried konfrontiert. Dem Comic ist auf jeder Seite anzumerken,
wie sorgfältig Meter recherchiert hat und wie gut er sich
in der Materie auskennt. Der Leser ist ebenso begierig wie die
Hauptfigur darauf, herauszufinden, wie es zu den Morden kommen
konnte. Die Kohlezeichnungen von Barbara Yelin hingegen sind oft
etwas zu detailarm und flüchtig geraten, stehen der Erzählung
aber nicht im Wege.
Mit “Gift“ kehrt Peer Meter nach 20-jähriger
Pause zum Medium Comic zurück. 1990 erschien bei Carlsen von einer
auf drei Bände angelegten und von Christian Gorny gezeichneten
Serie über dem Seriemörder Fritz Haarmann lediglich der erste
Teil. Doch jetzt startet Meter voll durch und hat gleich mehrere
Comicprojekte am Start, darunter - wieder bei Carlsen - ein neuer
“Haarmann“, diesmal gezeichnet von Isabel Kreitz
und komplett in einem Band.
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