In dem
Reportage-Comic “Bosnien“ setzte
sich Joe Sacco nach Recherchen vor Ort in eindringlichen Bildern mit
den Konflikten im ehemaligen Jugoslawien auseinander. Ende 2003 kehrte
der in Malta geborene US-Amerikaner nach Palästina zurück. Seine dort
Anfang der Neunziger Jahre vor Ort gewonnenen Eindrücke hatte er in
Form von Comicheften verarbeitet, die dann gebündelt als mehrfach
preisgekrönter Comicband “Palästina“
erschienen sind.
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“Gaza“ ist mit fast 400
Seiten Saccos bisher umfangreichstes und auch erschütternstes Werk.
Sacco setzt sich hier nicht nur mit der schrecklichen Gegenwart
im umkämpften Gazastreifen auseinander, sondern versucht vor Ort
die Hintergründe und genauen Abläufe zweier Massaker zu recherchieren,
die von der israelischen Armee 1956 vor dem Hintergrund der Suez-Krise
verübt wurden. In Chan Yunis wurden 275 Palästinenser getötet und
in Rafah 111. Beide Ereignisse wurden kaum dokumentiert und sind
heute allenfalls Fußnoten der Geschichte, daher lautet der Originaltitel
dieses Comics auch “Footnotes in Gaza“.
Sacco versucht Zeitzeugen zu finden, wird dabei immer wieder mit
der Frage konfrontiert warum er sich mit diesen zweifelsohne schrecklichen
Episoden aus der Vergangenheit beschäftigt, wo doch die Gegenwart
- auch nach Meinung vieler Zeitzeugen die die 56er Massaker überlebten
- noch schlimmer sei. Sacco erklärt in “Gaza“ die
historische Hintergründen des Nahostkonflikts, thematisiert seine
gelegentlichen Zweifel an den Aussagen palästinensischer Interviewpartner,
zieht auch einen israelischen Militär zu Rate und setzt abschließend
das Massaker in Rafah so detailreich wie nur möglich in erschütternde
Bilder um.
Während “Palästina“ noch
eher eine lose verknüpfte Ansammlung verschiedener vor Ort
gewonnener Eindrücke war, geht Sacco in “Gaza“ sehr viel
zielstrebiger vor. Er liefert eine vielschichtige aber leider fast
komplett hoffnungslose Bestandsaufnahme: “Der Historiker könnte
noch weitergraben, aber er ist müde, er möchte sich wieder seinem
eigenen Leben widmen, genauso wie der Leser.“ Doch während
der Leser eine ähnlich umfangreiche TV-Reportage höchstwahrscheinlich
längst abgeschaltet hätte, bleibt er dank der Kunst Saccos seine
Beobachtungen direkt zu vermitteln bis zum bitteren Ende an Bord.
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