Der Erste
Weltkrieg wird in Frankreich “La Grande Guerre“ genannt,
dies allerdings meist ohne Anführungszeichen. Dieser “große Krieg“,
von dem viele glaubten er würde alle anderen Kriege beenden, hat den
Zeichner Jacques Tardi immer wieder beschäftigt. Dies hat sehr persönliche
Gründe. Durch seinen Großvater, der die Schlachtfelder von Verdun
u. a. neben einer verwesenden Leiche überlebte, ist der 1946 geborene
Tardi sehr sensibilisiert für dies Thema, denn er hat erlebt, was
die traumatischen Erlebnisse aus dem Mann gemacht haben.
|
|
|
|
In Comics wie "Soldat
Varlot" oder “Grabenkrieg“
zeigt Tardi in eindringlichen meist schwarzweißen Bildern das Elend
und Grauen, das die Frontsoldaten jahrelang durchleiden mussten.
2008 begann er mit der Veröffentlichung seines ambitioniertesten
Comic-Projekts zu diesem Thema. Unter dem Titel “Putain de guerre“
(wörtlich übersetzt “Hure des Krieges“) schilderte er in
sechs 30 x 40 cm großen Heften jeweils auf 20 Seiten die Kriegsjahre
1914 bis 1919 (auch nach dem Waffenstillstand am 11.11.1914 war
der Konflikt noch lange nicht beendet). Die Hefte enthielten zudem
noch einen ausführlichen dokumentarischen Anhang von Tardis Szenaristen,
dem Historiker Jean-Pierre Verney. Danach erschien “Putain de
guerre“ zunächst in zwei Bänden und schließlich als Gesamtausgabe,
in der am Ende des Buches auch Verneys umfangreiche Anhänge enthalten
ist.
2014 wurde auf dem Comicfestival in Angoulême mit “Tardi et
la Grande Guerre“ die größte Ausstellung der Veranstaltung
gezeigt. Hier waren Tardis Comics inmitten einer beeindruckenden
Installation zu sehen. Die Besucher gingen durch Gänge, die wie
Schützengräben wirkten. Dies wurde akustisch unterstützt durch fernes
Kriegsgrollen, aber auch durch zumindest inhaltlich passende Chansons
von Tardis Gattin Dominique Grange. Das Kernstück der Ausstellung
waren alle schwarzweißen und farbigen Originalzeichnungen sowie
erstmals auch Skizzen aus “Putain de guerre“. Die Ausstellung
endet konsequenterweise in einem Raum voller Soldatengräber und
zerlumpter Nationalflaggen, deren Farben kaum noch zu erkennen sind.
“Elender Krieg“ – so lautete
der deutsche Titel von “Putain de guerre“ - ist alles andere
als ein konventioneller Comic über den Krieg. Tardi gestaltete seine
Comicseiten fast immer in Form von drei sehr breiten untereinander
angeordneten detailreich ausgeführten Einzelpanels. Diese sind zunächst
- die damalige erste Begeisterung über “La
Grande Guerre“ darstellend - noch
recht farbenfroh koloriert, doch im weiteren Verlauf der Geschichte
bzw. des Krieges dominieren graue, braune aber auch immer wieder
blutrote Farbtöne die Bilder. Tardi verzichtet ganz auf Sprechblasen
und ergänzt seine eindringlichen Bilder stattdessen durch Kästen
mit Jean-Pierre Verneys erläuternden aber oft auch bitter-zynischen
Texten. Dadurch gelingt es im Kleinen wie auch im unfassbar Großen
einen Eindruck zu vermitteln von den zermürbenden Jahren dieses
völlig sinnlosen Konfliktes, der 10 Millionen Menschen das
Leben kostete.
Diesen
COMIC bei AMAZON bestellen, hier anklicken
Comics
von Jacques Tardi bei ebay kaufen, hier anklicken
|