“Die
Sprechblase“ ist seit vielen Jahren das Magazin für den Freund
und Sammler der neunten Kunst. Nach dem viel zu frühen Tod von
Verleger Norbert Hethke am 13. April 2007 und der Einstellung des
Verlagsprogramms mit 31. Dezember hat das traditionsreiche Magazin
nun eine neue Heimat gefunden. Mit der nun vorliegenden Nr. 211 erscheint
es erstmals beim Wiener Verlag Abenteuer pur unter der sachkundigen
Leitung der lebenden Comicjournalisten (und –zeichner)-Legende Gerhard
Förster, unter der tatkräftigen Mitarbeit des nicht minder
legendären Gabriel Nemeth.
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Der
doch stark geschrumpfte Sammler-Markt für Lehning-Comics und deren
Nachdrucke hat eine Ausweitung des inhaltlichen Themenspektrums
unumgänglich gemacht, um auch für neue Käuferschichten interessant
zu sein. Zwangsläufig ist ein solches Vorhaben ein Drahtseilakt,
denn verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen, ist nicht
eben einfach. Ist die “Mission Impossible“ geglückt? Kurz gesagt:
ja! Wer nach Lektüre der aktuellen Sprechblase noch nörgelt, dem
ist wirklich nicht mehr zu helfen, denn genau so
sollte ein gutes, vielseitiges Sammler-Magazin aussehen. Auf prall
gefüllten (erstmals durchgehend farbigen) 80 Seiten findet sich
wirklich für jeden etwas.
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe
widmet sich der Serie “Michel Vaillant“
von Jean Graton. Nicht der erste Artikel zum Thema, aber zweifellos
der Beste, denn der enorme Informationsgehalt und Unterhaltungswert
hauen einen schier aus den Socken. Gerhard Förster wird seinem
Ruf als Perfektionist einmal mehr als gerecht. Allein dieser wirklich
umfassende Artikel macht die Sprechblase 211 zu einem Pflichtkauf.
Abgerundet wird diese feine Sache mit der deutschen Erstveröffentlichung
des ersten (vierseitigen) Michel Vaillant-Comics.
Leider kamen dadurch die “italienischen
und französischen Wurzeln“ zu kurz, einmal mehr musste der langersehnte
Artikel über den französischen Verlag Aventures et Voyages verschoben
werden. Stattdessen gibt’s eine launige Reise zum Comicsalon in
Lucca. Die Comic-Rezensionsecke obliegt nun mit Heiner Lünstedt
einem weiteren Top-Experten zum Thema. (Wie man auch weiter unten
noch sehen wird, waren für die neue Sprechblase wirklich nur die
Besten gut genug – recht so!) Die Romanecke von dem bekannten Experten
Heinz J. Galle wurde lobenswerterweise wieder eingeführt, und wie
um mir eine besondere Freude zu machen, gleich mit einem Artikel
zu einer meiner absoluten Lieblingsserien: Percy Stuart a.k.a. “Lord
Percy vom Excentric Club“. Leider muss man hier anmerken, dass der
Artikel offenbar unter enormem Zeitdruck entstanden ist, denn er
ist herzlich kurz und wird dieser wirklich famosen Serie nicht wirklich
gerecht.
Ein
zweiseitiger Artikel widmet sich der TV-Serie "Bezaubernde
Jeannie“. Die ist so alt, dass sogar J. R. aus "Dallas"
damals noch nett und umgänglich war. Zitat aus dem Text: "Ab
sofort möchten wir, sofern die Leser damit einverstanden sind,
regelmäßig über alte TV-Serien berichten.“
Nein, wir sind nicht einverstanden. Ganz und gar nicht. Wirklich
nicht!
Weitere
Highlights sind ein großer Artikel über Vandersteens
“Roten Ritter“, das letzte Interview mit Hal Foster ("Prinz
Eisenherz") sowie ein (zu kurz geratenes) Portrait von
Marvel-Top-Autor Roy Thomas. Eine wirklich gelungene Piccolo-Ecke
von Gotthard Zappe, ein weiterer Artikel mit interessanten Aussagen
Norbert Hethkes, ein Interview zur Buchausgabe von "Andrax"
mit Peter Wiechmann und und und… es würde wirklich den Rahmen
sprengen, hier alles aufzuzählen.
Der
Comic-Teil erfreut uns neben dem oben erwähnten Michel Vaillant-Comic
und der Fortsetzung des “Türme der Weisheit“-Zyklus von Hansrudi
Wäschers “Fenrir“ (zweifellos eines seiner besten Werke) auch
mit der Erstveröffentlichung eines relativ aktuellen Abenteuers
des "Roten Ritters" von Lodewijk/Scholz. Johan bekommt
es hier mit gefährlichen Mongolen zu tun. Stilistisch hat sich
der "Rote Ritter“ sehr stark von den frühen Heften der
Reihe entfernt, trotzdem wissen auch die neuen Geschichten zu überzeugen.
Fazit:
Besser geht’s nicht! Ob für den fröhlichen Wäscher-Enthusiasten
oder den vornehmen Connaisseur franko-belgischer Alben, hier findet
jeder, was er sucht. Die erste Ausgabe der “neuen“ Sprechblase spielt
wirklich alle Stücke, es wird ein hartes Stück Arbeit
sein, das hohe Niveau auch in den kommenden Ausgaben zu halten.
Originalzitat Norbert Hethke: “Der Förster ist ein guter
Mann, aber er kommt vom 100sten ins 1000ste. Er braucht jemanden
an seiner Seite. Allein wird der nie fertig.“ Nun, unter welchen
Umständen auch immer, er wurde fertig. Und wir sind hochzufrieden
und freuen uns auf die nächsten 30 erfolgreichen Jahre mit
der Sprechblase, dem neuen Maßstab, an dem sich Sammlermagazine
messen lassen müssen.
Stefan Meduna
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