Ich gestehe, dass mich der ungewöhnliche, stark vereinfachte Zeichenstil dieser Dumas-Adaption Überwindung kostete, doch die Aussicht darauf, die Geschichte einmal in einer Version zu lesen, in der man auch etwas über die inneren Vorgänge der Helden erfährt, ließ mich alle Hürden überspringen.
Der Franzose Nicolas Juncker schildert
die in Teilen sattsam bekannte Handlung aus der Sicht des noch
unerfahrenen D´Artagnan, mit all seinen pubertären Ängsten und
Zweifeln. Oft steht die Sehnsucht nach den anfangs unerreichbaren
Weibern oder der Karrieregedanke weit mehr im Vordergrund, als
opferbereites Heldentum.
Es ist erstaunlich, wie gut es Juncker
gelingt, Dumas´ voluminöses Werk auf 264 Seiten zu komprimieren,
ohne die Geschichte auf Action-Versatzstücke zu reduzieren, wie
das andere Musketiere-Fassungen tun. Dumas ist so oft in Richtung
Jugendtauglichkeit trivialisiert worden, dass kaum mehr bekannt
sein dürfte, dass der Roman auch eine gewisse psychologische Tiefe
hat. Doch Juncker wollte oder konnte sich nicht nur an die Vorgaben
halten, denn wer Dumas liest, merkt, dass er zwar spannend, doch
nicht allzu comictauglich erzählt, da oft endlose Gespräche geführt
werden (darunter litt schon Helmut
Nickel, als er seine Musketiere-Adaption zeichnete). Auch
menschelt es bei Juncker stärker als bei Dumas. Wenn z.B. Athos
– ganz vornehmer Adeliger – eine bei einem Duell erbeutete Börse
einem Lakaien schenkt und sich in der Folge mit einem der ebenfalls
aristokratischen Kontrahenten erstaunlich gut versteht, so wird
nur bei Juncker thematisiert, dass sich D´Artagnan von diese blaublütigen
Einigkeit ausgeschlossen fühlt. Und wenn sich D´Artagnan bei Lady
de Winter einschleicht und sich im Schutz der Finsternis als ihr
Verehrer de Wardes ausgibt, so kommt es nur bei Juncker auch zu
sexuellem Kontakt (dass die Szene grundsätzlich an Logik vermissen
lässt, steht auf einem anderen Blatt. Eigentlich müsste die Mylady
wissen, mit wem sie es zu tun hat, kennt sie doch beide recht
gut).
Fazit: Auch wenn im Vergleich zum Original immer noch Dumas gewinnt (selbst wenn er ein wenig angestaubt sein mag) und für mich persönlich Nickels Musketiere-Adaption unschlagbar bleibt, ist die Juncker-Version durchaus empfehlenswert. Eine letzte Anmerkung zu deutschen Übersetzungspraktik: Ich verstehe nicht, warum oft auch gute Leute verabsäumen, das französische "Ah, ah, ah!" in "Ha, ha, ha!" zu verwandeln.
Gerhard Förster
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