1980 startet
bei Ehapa die 58-bändige Kiosk-Reihe Die großen Phantastic-Comics,
neben Don Lawrences “Storm“ und
Mike Grells “Warlord“ erschien
hier ab Band 24 in sechs Bänden auch zeitnah zur US-Ausgabe die DC-Miniserie
“Camelot 3000“. Diese moderne Version der Sage um König Artus
wäre heute wahrscheinlich völlig in Vergessenheit geraten, wenn die
Zeichnungen nicht von Brian Bolland stammen würden, der danach mit
der von Alan Moore getexteten Story “Killing Joke“ einen
absoluten Batman-Klassiker zu Papier brachte. In der von
Bolland neu kolorierten Version von “Killing Joke“, die als
Sonderausgabe zum Comicfestival München 2011 erschien, kommt sein
unnachahmlich akkurater Stil noch sehr viel besser zu Geltung.
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Da
Brian Bolland auf dem Comicfestival zu Gast war, brachte Panini
auch eine Gesamtausgabe von ³Camelot 3000³ heraus, von der es auch
eine limitierte Version mit Prägecover und signiertem Druck gibt.
Diese Edition erscheint in einem größeren Format wie einst die Ehapa-Alben,
was den Zeichnungen von Brian Bolland, die zudem noch darunter leiden,
dass er sie nicht selber geinkt hat, nur bedingt bekommen. Das Artwork
ist dennoch eindrucksvoll.
Inhaltlich hingegen hat sich die Geschichte von Mike W. Barr (“Batman:
Der Sohn des Dämons“) erstaunlich gut gehalten. Barr baut seinen
Comic auf der Weissagung in der Artus-Sage auf, dass der König
eines Tages, wenn die Not der Menschen besonders groß ist,
wiederkehren wird. Während Artus aus seinem Grabe aufersteht,
verwandeln sich diverse Erdenbürger in die Ebenbilder von Sir
Lancelot oder Ritter Gawain. Vor dem Hintergrund einer weltweiten
Alien-Invasion im Jahre 3000 formieren sich König Artus und
seine Ritter der Tafelrunde nun aufs Neue. Recht pikant geht es
bei Tristan zu, denn dieser wurde als Frau wiedergeboren. "Er"
muss sich künftig nicht nur gegen Außerirdische wehren,
sondern auch gegen die Annäherungsversuche eines Mit-Ritters
und wird zudem noch mit der Reinkarnation seiner großen Liebe
Isolde konfrontiert. Die vermeintliche Lesbenszene ¬ Tristan
in Frauenkörper küsst Isolde ¬ war seinerzeit ein
echter Tabubruch und nur möglich, da die Serie nicht unter
dem Comiccode erschienen ist. Das alles wurde in zwölf Kapiteln
äußerst flott und dennoch mit viel Liebe fürs Detail
in Szene gesetzt. Panini bietet als Zugabe noch einen interessanten
Artikel von Barr sowie allerlei Skizzen und zusätzliche Illus
von Bolland.
Heiner
Lünstedt
Ergänzend
möchte ich einen Vergleich mit der Ehapa-Ausgabe anstellen:
Im Original hat die Serie zwölf Hefte. Ehapa brachte
jeweils zwei Folgen in einem Album. Da das letzte US-Heft Überlänge
hat, musste Ehapa kürzen. Im Band 48 von "Die
großen Phantastic-Comics", der Heft 11 und 12 enthält,
fehlen von Nr. 11 Seite 2, 17 und 19, von Nr. 12 Seite 1, 2, 22
und 32. Diese Seiten sowie die bei Ehapa nicht veröffentlichten
Cover sind selbstverständlich in der Panini-Ausgabe
enthalten. Ehapa nahm zudem bei manchen Gewaltszenen Retuschen
vor, nun lernen wir die unmanipulierte Fassung kennen. Dies sind
starke Pluspunkte für die Panini-Ausgabe, ebenso wie
der wirklich aufschlussreiche Hintergrundartikel und der schöne
Illu-Anhang.
Was
nicht so toll ist, ist, dass die Amerikaner den Comic zwar neu einfärbten,
allerdings in der selben flächigen, oft knallbunten Weise wie
zuvor. Da der Panini-Druck etwas kontrastreicher ist als
der von Ehapa, kommt Ehapa diesbezüglich sogar ein wenig besser
weg. Brian Bolland, der "Killing Joke" auf sehr
subtile Weise am Computer neu kolorierte, meinte in München,
als er zur Farbgebung befragt wurde, dass er "CAMELOT 3000"
gerne neu koloriert hätte, doch der Comic war einfach zu umfangreich.
Worüber man geteilter Meinung sein kann, ist, dass in der Neuausgabe
die Heftcover und Eröffnungsseiten der zwölf Hefte ohne
die dazugehörigen Schriften präsentiert werden. Einerseits
ist dadurch mehr vom Artwork zu sehen, andererseits gehören
die Textkästen zum Gesamtbild dazu und enthalten mitunter vielleicht
doch Infos, die sonst unter den Tisch fallen. Was die Übersetzungen
betrifft, so ergaben meine Stichproben, dass sie ziemlich gleichwertig
sind. Dennoch gebe ich der Panini-Version den Vorzug, zum
einen wegen dem viel schöneren Schriftbild und zum anderen,
weil der Panini-Text an manchen Stellen ausführlicher
ist. Fazit: Beide Ausgaben haben ihre Vor- und Nachteile.
Gerhard Förster
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