Mit gleich
16 sehr schön aufgemachten gebundenen Comicalben geht die neu
gegründete Canisi Edition an den Start. Dabei handelt es
sich um Comics, die “der neuen Generation den katholischen Glauben
näher bringen“ sollen und daher die “ideale Geschenk“ für “Firmlinge
und Erstkommunikanten“ sowie “für Ministranten“ sind. Zu den Alben
- darunter gleich vier Alben, die sich mit Päpsten
der Neuzeit beschäftigen - gibt es Lehrmaterial & Arbeitsblätter
für den Schuluntericht, diese können auf www.canisi-edition.com
herunterladen werden. Doch auch für Comic-Freunde sind zumindest drei
der Titel sehr interessant, denn diese stammen vom Altmeister Jijé
(“Jerry Spring“), der den
frankobelgischen Comic maßgeblich prägte.
Neben
Jijés Comic-Biographien zu "Charles de Foucauld" und “Don
Bosco“ erscheint in der Canisi Edition auch dessen
Nacherzählung der Lebensgeschichte der Heiligen “Bernadette
von Lourdes“. Dies passt thematisch recht gut, denn der Grundstein
für den Schweizer Verlag wurde in Medjugorje gelegt, einem Städtchen
in Bosnien-Herzegowina, das zum Pilgerort wurde, nachdem es dort
bei einigen Jugendlichen zu Marienerscheinungen gekommen sein soll.
Auch die 14-jährige Bernadette Soubirous behauptete, dass ihr 1858
oberhalb einer Grotte in der Nähe von Lourdes mehrmals eine weißgekleidete
Dame erschienen sein soll.
Zehn
Jahre nach Hal Foster (“Prinz
Eisenherz“) adaptierte Jijé das Leben von Bernadette Soubirous
in Comicform. Die Geschichte erschien 1958 mit einer Seite pro Woche
im Mädchenmagazin “Liné“ wurde dort aber nicht komplett veröffentlicht.
Erst 1979 wurde in Belgien eine vom Atelier Vitorio Leonardo neu
kolorierte Gesamtausgabe veröffentlicht, die die Canisi
Edition übernahm. Wer mehr dazu wissen möchte, dem sei Gerhard
Försters Artikel zu Jijés Canisi-Comics in der Sprechblase
# 226 ans Herz gelegt.
Joseph
Gillain alias Jijé war ein religiöser Mensch und bringt dies auch
in seinen drei bei der Canisi Edition erschienenen Comicgeschichten
zum Ausdruck. Im Nachwort zum Comicalben “Gringos
Locos“, das sich ziemlich frei erfunden mit einer USA-Reise
beschäftigt, die Jijé 1948 gemeinsam mit Morris ("Lucky
Luke") und André Franquin ("Gaston")
unternahm, schreibt Laurent Gillain, dass sein Vater “glaubte was
er glaubte“ und ihn für “frömmlerisch zu halten hieße, ihn schlecht
zu kennen. Seine Art war es, sich hinter einem Kirchenpfeiler das
Lachen zu verkneifen.“
Daher
ist Jijés “Bernadette von Lourdes“ auch kein religiöser
Erbauungs-Comic. Ganz im Gegensatz zum nach dem Roman von Franz
Werfel entstandenen Kinofilm “Das Lied von Bernadette“
(1948, siehe unten) zeigt Jijé nicht in kitschigen Bildern wie einem
jungen Mädchen die Heilige Jungfrau erscheint, sondern überlässt
es dem Leser selbst zu beurteilen ob da was war oder nicht. Für
den gut erzählten Comic spricht auch, dass Jijé sehr einfühlsam
von einem Leben in Armut in einer ungerecht geordneten Welt erzählt.
Daher ist es sehr zu begrüßen, dass dieser Comic endlich in einer
vorbildlich aufgemachten Edition erschienen ist.