Im Jahre
1986 eroberte eine 4-teilige Miniserie die Comic-Welt im Sturm und
revolutionierte für immer die Art und Weise, wie Menschen das Medium
Comic betrachteten und betrachten. Für viele ist es der Comic schlechthin:
THE DARK KNIGHT RETURNS. Und
nun, fünfzehn Jahre später, gibt es von diesem Meisterwerk eine Fortsetzung
vom selben Autor und Zeichner: Frank Miller und für die Farbgebung
ist wieder seine Frau Lynn Varley verantwortlich ist. Von vielen Fans
wurde dieser Comic sehnsüchtig erwartet, aber auch kritisch gesehen.
Kann es von solch einem Werk überhaupt eine Fortsetzung geben? Die
Erwartungen sind sehr sehr hoch.
Aber
nun ist es soweit.
Die
Fortsetzung spielt drei Jahre später nach den Ereignissen aus "Die
Rückkehr des Dunklen Ritters". Alles ist ruhig und die Welt
scheint perfekt. An der Oberfläche sieht es zumindest so aus. Brave
New World!
Where are our heroes?
Die Superhelden von einst sind nun Gefangene und durch Druck zu
Marionetten verkommen: Sie trauen sich nichts mehr - kein Widerstand
aus Angst um gefangene Geiseln, die jederzeit gegen sie ausgespielt
werden können. Beraubt ihrer Fähigkeiten und Kräfte, nackt und bloßgestellt,
eingeschlossen und weggeschlossen. Aus Angst um seine Frau Iris
ließ sich wohl Barry Allen fangen und aus Angst um die Flaschenstadt
Kandor - in der auch seine Cousine Kara gefangen gehalten wird -
ist der einst mächtigste Superheld der Erde - Superman - nur noch
ein Befehlsempfänger der Obrigkeit.
Aber wer ist diese Obrigkeit, die alle Fäden in der Hand hält? Was
ist die Wirklichkeit und wer suggeriert sie?
Der Präsident der Vereinigten Staaten ist nur noch eine Computersimulation
und die Nachrichten im Fernsehen werden von nackten Frauen vorgetragen.
Die Welt ist nur noch eine einzige Lüge. Geglaubt wird, was geglaubt
werden darf.
Es scheint nur noch einen einzigen freien Mann zu geben.
This wasn't the deal!
Und so ist es für ihn Zeit aufzustehen und anzugehen gegen die falsche
Obrigkeit. Nicht länger kann er mehr die Situation ertragen. Nur
dieser eine wagt es und er hat gut ausgebildete Verbündete: An erster
Stelle Catgirl (Caroline Keene Kelly - im ersten Band noch als Robin
unterwegs). Ihr zur Seite stehen die Batboys.
Ihre Aufgabe: Die Befreiung der Helden. Als erstes Atom - Ray Palmer.
Er ist auf atomare Größe geschrumpft und in einer Petrischale gefangen.
Nackt muss er gegen riesige Monster kämpfen aber er gibt nicht auf.
Doch "Gott hat Erbarmen" und schickt Hilfe in Form von
Catgirl. Sie gibt ihm das Gerät wieder mit dem Auslöser für das
Zwergsternfragment aus dem er seine Kräfte bezieht und sofort kann
er wieder seine Größe kontrollieren und sich selbst befreien.
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Just like in old times? ...............
No, it's a whole new ballgame!
Spätestens nach der Befreiung von Barry Allen ist allen klar, wer
dahinter stecken muss und so bekommt Superman den Befehl ihn zu
stoppen. Er dringt in seine Höhle ein - aber der Hausherr ist gut
vorbereitet: Eine Computersimulation des Tyrannosaurus Rex lenkt
ihn ab und Green Arrow schießt seine Trickpfeile mit Kryptonit-Napalm
auf ich ab. Geschwächt und außer Gefecht gesetzt steckt er noch
eine ordentliche Tracht Prügel ein.
Ein starkes Stück Comic, der von Heldentum und Mut erzählt, von
Altruismus, wie ihn nur wenige kennen.
Nur ein Einziger steht auf und bietet die Stirn: Schon zu lange
hat er sich das alles angeschaut und nun ist es Zeit zu handeln.
Er tut, was getan werden muss - es ist sicherlich keine leichte
oder schöne Aufgabe, aber am Ende wird er siegen.
Die Wege der Befreiung werden großartig in Szene gesetzt. Allein
die Befreiungsszene in der Atom aus seiner Gefangenschaft in der
Petrischale erlöst wird und die anschließende Flucht, ist sechzehn
starke Seiten lang.
Exemplarisch und sehr detailliert wird die Situation beschrieben,
in der sich die Helden befinden.
Die Leserschaft ist ganz klar jene, die mit der pre-Crisis comicmäßig
sozialisiert wurde. Kara Zor-El ist Supergirl und Flash ist Barry
Allen. Die Flaschenstadt Kandor existiert in ihrer ursprünglichen
Version.
Ein Comic, der genial und Szene gesetzt ist, der Spaß macht und
der auch sehr glaubwürdig eine Story erzählt. Humor kommt dabei
nicht zu kurz: Auf der Flucht versteckt Catgirl Atom im Mund und
schluckt ihn versehentlich runter - das war nicht professionell.
Die Kommentare sind witzig und pointiert: "Das ist typisch
für ihn - er schickt ein Kind!"
Ein Comic, der mit ein wenig Hintergrundwissen richtig Laune macht
- aber auch ohne sehr gut auskommt. Was wäre die Höhle ohne den
bekannten Tyrannosaurus Rex? Jetzt nicht mehr ausgestopft, sondern
computersimuliert.
Miller schöpft wieder aus seiner ganzen Erfahrung und es fällt auch
nicht schwer Anleihen aus seinen anderen Werken zu entdecken: Wonder
Woman sieht wie eine Kriegerin aus "300" aus. Die Situation
erinnert an "Sin City".
Doch trotz aller Leichtigkeit und rasanter Inszenierung ist die
Botschaft hier ganz klar: Töten wird auf keinen Fall geduldet -
unter keinen Umständen. Bei der Befreiung von Barry Allen wird von
den Batboys ein Wächter erschossen. Die Strafe und Maßregelung folgt
auf den Fuß.
Frank Miller hat hier wieder ein Werk abgeliefert, das Maßstäbe
setzt. Er ist und bleibt ein Glücksfall für das Medium Comic. Frank
Miller hat einmal beschrieben, wie er als kleiner Junge in einem
Comic mit dem Dunklen Ritter versunken ist und bis heute nicht mehr
so ganz aufgetaucht ist. Das nimmt man ihm wieder einmal ein Stück
mehr ab!
Seine Geschichten regen zum Nachdenken und Handeln an: Wie sieht
unsere Realität aus und wo sind da Missstände, gegen die man angehen
müsste. Wer hat den Mut?
Noch stehen zwei Bände aus. Ein sehr viel versprechender Anfang
ist gemacht - ich freue mich schon drauf. Viele Fragen müssen noch
geklärt werden. Wie kam es dazu? Wer genau außer Lex Luthor und
Brainiac sind die Hintermänner? Was alles ist in den drei Jahren
vorgefallen? Und vor allem: Wie wird die Situation am Ende des dritten
Teiles sein? Wie wird es weitergehen?
Und in mir kommt die Vermutung auf, dass dies erst der Startschuss
zu einer ongoing Serie sein kann. Es würde sicherlich sehr gut in
die augenblickliche Strömung passen, dass immer mehr versucht wird,
gezielt Erwachsene (mature readers) anzusprechen. Und was würde
sich da besser eignen, als ein von Frank Miller konzipierter und
gemachter Batman?
Norbert Elbers
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