In zahlreichen Comics, wie seiner Serie
um “Die geheimnisvollen Städte“, hat Francois Schuiten
seine Faszination an der Architektur vergangener Zeitepochen durch
detailverliebte zumeist schwarzweiße Zeichnungen zum Ausdruck
gebracht. Nachdem er den Wettbewerb für die Gestaltung des Eisenbahn-Museums
Train World in Schaarbek bei Brüssel gewann, entdeckte
er eine weitere Leidenschaft, denn das Prunkstück der Ausstellung
ist die letzte Lokomotive der Bauart Atlantic mit der
Seriennummer 12.004.
Diese sehr stromlinienförmig gestaltete
belgische Dampflokomotive erreichte bei einem Zug mit fünf Wagen
eine Spitzengeschwindigkeit von 165 km/h und gewann 1939 dafür
das “Blaue Band“. Als das Modell Atlantic Type 12 nach
1962 ausgemustert wurde, entging eine Lokomotive der Verschrottung,
angeblich weil einige sentimentale Eisenbahner sie in der hintersten
Ecke eines Lokschuppens versteckten.
Dies inspirierte Francois Schuiten zu
einer Comic-Geschichte für die er in schwarzweißen Bildern die
Atlantic Type 12 ebenso authentisch wie wunderschön zu
Papier brachte. Bei der Welt in der sein Comic angesiedelt ist,
handelt es sich jedoch nicht um unsere Vergangenheit, sondern
um ein Paralleluniversum in der Seilbahnen die Dampflokomotiven
verdrängt haben. Hauptfigur ist der Lokführer Leon Van Bel, der
seiner Atlantic 12 hoffnungslos verfallen ist und sie
gar als sein “Mädchen“ bezeichnet. Als die Lokomotive verschrottet
werden soll, bricht Leon mit der schönen Diebin Elya zu einer
Odyssee auf um dies zu verhindern...
Menschlich diesmal vielleicht sogar ein
weniger anrührender als sonst erzählt Francois Schuiten einmal
mehr eine phantasievolle Geschichte, die in eine ebenso fremde
wie vertraute Welt entführt. Als Bonus beinhaltet das sehr schön
aufgemachte Comicalbum neben einem informativen Anhang auch noch
den Schlüssel zu einer 3D Animation, die als “Augmented Reality“
über www.atlantic12.deaufgerufen werden kann (siehe auch unten).