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Endlich Superman


 
Titel: All Star Superman, enthält All Star Superman #1 bis #12 (Januar 2006 bis Oktober 2008)
Text: Grant Morrison aus dem Amerikanischen von Christian Heiß
Zeichnungen/Inking/Farben: Frank Quitely / - / Jamie Grant
Umfang: 288 Seiten
Format: Prestigeformat/farbig
Preis: EUR 24,95
Verlag: Panini
Website: www.paninicomics.de 


Lange musste der Starautor Grant Morrison warten, bis er endlich eine Superman-Geschichte schreiben durfte, eine Geschichte über den Helden, den er so besonders liebt. Schon oft hatte er den Verantwortlichen von DC seine Vorstellungen über den Stählernen präsentiert, aber seine Gedanken gingen den Redakteuren für den monatlichen Mainstream zu weit. Und so bot sich dann endlich die Chance, als DC eine neue monatliche Serie aus der Taufe hob, die frei von Continuity-Problemen war und in der man neue und unverbrauchte Geschichten schreiben durfte: Das Konzept von ALL STAR war geboren.
 
    
 

Gestartet wurde mit "All Star Batman & Robin, the Boy Wonder" vom Team Frank Miller und Jim Lee. Wie hier die besten der Kreativen den alten Ikonen aus dem Hause DC neues Leben einhauchen durften, so war es bei Superman niemand anderes als Grant Morrison. Ihm zur Seite wurde Frank Quitely gestellt, beide zusammen hatten schon in den letzten Jahren bei den X-MEN für Aufsehen gesorgt.

Immer wieder wird zwar betont, dass das ALL STAR-Konzept keine "Ultimatisierung" des DC-Universums sei und dass die neuen erzählten Geschichten auch zur bekannten Continuity gehören sollen, aber dennoch soll die Serie genug Raum bieten, um zeitlose und ewig junge Geschichten hervor zu bringen.

Diese vorliegende Arbeit ist nicht die erste gemeinsame Arbeit der beiden Kreativen Morrison/Quitely für DC. Zuvor schufen sie schon zusammen "JLA: Earth 2" (dt. bei Dino JLA Sonderband #19).

Der Ansatz von Morrison ist eine Mischung aus bekannten Elementen und völlig neuen Ideen. Sein Clark Kent ist der etwas schusselige Reporter, der immer zu spät kommt, weil er noch eben die Welt retten muss. Er liebt Lois und Lois liebt Superman. Lex Luthor ist der ebenso geniale wie gemeine Erzschurke von Superman. Ihm gelingt es, dem Mann aus Stahl eine Falle zu stellen und bei einem wissenschaftlichen Experiment, das von einem reichen und selbstlosen Mäzen finanziert und durchgeführt wird – er möchte bei einer Expedition zur Sonne ein Stück von ihr zur Erde bringen um das Geheimnis der Fusion zu ergründen – einen beteiligten Astronauten (ein Metawesen) unter seine Kontrolle zu bringen. Dieser droht die ganze Mannschaft und das Raumschiff zu zerstören. Was ihm auch gelänge, wenn nicht Superman in letzter Sekunde das Schlimmste verhindern würde. Er bringt die Kapsel wieder heil zur Erde und muss nun leider erfahren, dass sein Körper durch die viel zu nahe Exposition zur Sonne droht zu kollabieren. Er wird sterben müssen.

 
    
 

Aber bald hat Lois Geburtstag und für diesen Tag hat sich nun Superman etwas ganz Besonderes ausgedacht: Er wird ihr sagen, wer er ist und sie in seine Festung der Einsamkeit im ewigen Eis mitnehmen. Die Festung wird von Quitely beeindruckend in Szene gesetzt und gleicht mehr der bekannten Silver-Age Version, als späteren Interpretationen. Hier findet man die bekannten Roboter von Batman, Robin und Jimmy Olsen & Co. ebenso, wie den gigantischen Joker-Penny und die durchsichtige Blase, die die Zeitmaschine ist, mit der die Mitglieder der Legion der Superhelden durch die Zeit reisten. Diese Darstellung der Festung der Einsamkeit ist eine Hommage an die Geschichte "The Super-Key to Fort Superman" von ACTION COMICS #241 vom Juni 1958 (dt. bei Ehapa in Superman/Batman 12/1968.3, "Der Superschlüssel zum Fort Superman". In dieser Geschichte tauchte die bekannte Festung mit ihrem gigantischen Schlüssel zum ersten Mal auf, hier schlich sich Batman in die Festung indem er sich in den riesigen Schlüssel einschweißte und fortan in der Festung Superman Streiche spielte; sollte ein Geschenk sein zum Jahrestag der Landung seiner Rakete auf der Erde. Am Ende spielt Superman aber Batman einen Streich. Solche Geschichten sind zeitlos und jeder Superman-Fan kennt sie wohl. Und genauso möchte Morrison seine Geschichten auch verstanden wissen. Sie sollen anrühren und den Leser mitnehmen in eine abenteuerliche Welt. Und in dieser Festung gibt es auch Hinweise an andere Geschichten, wie diese von Morrison selbst erdachte zu "DC ONE MILLION": In der Festung gibt es ein Seun-Eater-Baby, dass mit Sonnen gefüttert werden muss, die Superman selbst schmiedet auf dem Kosmischen Amboss von Neu-Olympus.

Beim Rundgang durch die Festung darf Lois in jedes Zimmer schauen – nur nicht in einen bestimmten Raum. Dies ist eine Anspielung auf das (wieder Mal zeitlose) Märchen von König Blaubart.

Morrison ist eine Art Jules Verne des 21. Jahrhunderts. Seine Ideen und Vorstellungen über die Zukunft und den damit verbundenen technischen Fortschritt sind phantastisch. Er sprüht (wie man es eben von ihm gewöhnt ist) nur so vor Einfallsreichtum und Kreativität. Morrison geht es gar nicht darum "realistische" Comic-Geschichten zu schreiben, sondern wunderbare, zauberhafte und utopische – aber in sich schlüssige – Storys, die anrühren und die typischen Themen der Menschlichkeit verarbeiten: Liebe, Scham, Angst, Tod und Freundschaft.

Morrison möchte einen 12-teiligen Run abliefern, der ein wenig von Science-Fiction hat, aber ebenso menschlich wie unterhaltend und atemberaubend ist. In seinen ersten beiden Geschichten ist ihm dies zweifelsohne sehr gut gelungen.

 
    
 

Wie im ersten Heft zu erfahren war, hatte Supermen bei der Rettung von Helionauten (Astronauten auf einer Mission zur Sonne) seinen Körper zu sehr der Sonnenstrahlung ausgesetzt und seine (Solar-)Zellen scheinen diese Überladung nicht unbeschadet überstanden zu haben – er ist dem Tode geweiht. Aber dennoch oder gerade deshalb hat er seiner Lois Lane seine Geheimidentität als Clark Kent offenbart und sie in seine Festung der Einsamkeit eingeladen – und nun erhält sie ihr Geburtstagsgeschenk: Eine Ampulle mit einem Serum, das sie für 24 Stunden genauso super sein lässt wie Superman selbst.

Und so ziehen sie nach Metropolis um nach dem Rechten zu sehen. Dort erscheinen neben einem urzeitlichen Dinosaurier-Tyrannen aus dem Erdinneren auch noch zwei göttergleiche Heroen, die unverblümt Lois Lane den Hof machen. Der eine ist der zeitreisende Samson aus dem Jahr 2061 und der andere ist Atlas, ebenfalls ein Superman der Mythologie. Atlas löst das Problem mit dem Dino, indem er ihn kurzerhand ins Weltall hinaus wirft. Und damit möchte er Lois beeindrucken. Der wahre Superman kann diese Lösung ganz und gar nicht akzeptieren, da im luftleeren Raum dieser sterben würde – also holt er ihn wieder zurück zur Erde, was Lois auch besser findet.

Schließlich einigt man sich darauf den Stärksten durch Armdrücken heraus zu finden. Superman siegt problemlos und die beiden Unterlegenen haben nun gebrochene Arme. Nach der Geburtstagsfeier auf dem Grunde des Meeres gibt es noch eine sehr romantische Kussszene auf dem Mond. Sehr poetisch wird dies beschrieben und herrlich von Quitely bildlich dargestellt. Der Tag geht zur Neige, die Superkräfte schwinden und eine völlig erschöpfte Lois fällt in den Schlaf, noch ehe Superman ihr seine so wichtige Frage stellen kann. Der Heiratsantrag muss wohl noch etwas warten. Und bis dahin kann noch so viel passieren. Hatte Samson nicht eine Ausgabe des Daily Planet aus der Zukunft mitgebracht mit der Überschrift: "SUPERMAN TOT"??

 
    
 

Wie immer sind die Plots bei Morrison lang angelegt und man darf sicherlich auf die Auflösung noch lange warten. Schließlich wird die Zusammenarbeit von Morrison/Quitely bei All Star Superman ca. zwölf Hefte umfassen. Die zweite Geschichte im Heft ist Supermans Freund Jimmy Olsen gewidmet. Durch schwarzes Kryptonit wird Superman böse und nun liegt es an Jimmy, ihn zu retten. Schwarzes Kryptonit ist recht neu im DC-Universum – eingeführt wurde es in der Folge "Crusade" in der vierten SMALLVILLE-Staffel. Es kann krytonische Wesen in zwei Körper splitten. Und im Comic-Universum debütierte das radioaktive Gestein in der neuen Supergirl-Serie im Jahr 2005, die jetzt auch bei Panini innerhalb der Serie "100% DC" veröffentlicht wurde.

Wie immer sind die Ideen von Morrison schrill und spektakulär, liebevoll altmodisch und unkonventionell progressiv. Die Bildsprache von Quitely ist ausdrucksstark und sein Talent Mimik und Gestik darzustellen einzigartig. Das Team Morrison/Quitely ist u.a. bekannt für ihren Run bei Marvel, "New X-Men" und bei DC für "JLA: EARTH 2" (deutsch bei Dino, JLA Sonderband #19). "Frank Quitely" ist sein Pseudonym – der richtige Name des schottischen Künstlers ist Vincent Deighan. "Frank Quitely" ist ein Wortspiel für "quite frankly". Morrison und Quitely sind übrigens beide in Glasgow geboren.

Norbert Elbers

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