Im deutschsprachigen Raum dürfte es kaum jemand geben, der nicht
schon einmal eine Illustration von Walter Trier gesehen hat. Bei
den meisten dürfte es das Cover zu Kästners 'Emil
und die Detektive' gewesen sein, von der deutschen Post auch
als Briefmarke reproduziert, bei vielen aber auch die zeichnerische
Gestaltung zu Kästnerschen Adaptionen wie 'Till Eulenspiegel'.
Walter
Trier hat außerdem viele Illustratoren mit seinen Grafiken beeinflusst.
Am stärksten vielleicht den nicht minder genialen Tomi Ungerer.
Wer z. B. Ungerers Illustrationen aus 'Das große Liederbuch' (Diogenes-Verlag)
neben Triers Zeichnungen zu Kästners 'Till Eulenspiegel' hält, könnte
fast meinen nur die Arbeiten eines einzigen Künstlers vor sich zu
haben.
Walter Triers Strich kennt man also, nur über den Menschen Trier und sein Schicksal war wenig bekannt. Das hat die Konstanzer Kunsthistorikerin Dr. Antje Neuner-Warthorst mit ihrer Trier-Biographie jetzt gründlich geändert.
Wie
schwer die Recherche für dieses umfangreiche Werk gewesen sein muss,
lässt sich zwischen den Zeilen nur erahnen. Walter Trier war ein
bescheidener, mit seiner Familie zurückgezogen lebender Mensch,
der lieber zeichnete oder sich seiner Spielzeugsammlung widmete,
als z. B. Tagebuch zu führen oder Interviews zu geben.
Quellen
zu Triers Leben sind also meist Berichte von Dritten, wie z. B.
seinem Jugendfreund Max Brod oder Zeitungsartikel sowie Ton- oder
Filmdokumente, soweit diese noch erhalten und zugänglich sind. Solche
Quellen mussten erst einmal z. B. bei Sammlern gefunden und anschließend
in den richtigen Kontext gestellt werden. So ist eine rundum geglückte
Biographie entstanden die Walter Triers Wirken wieder lebendig werden
lässt. Beim lesen und betrachten der faksimilierten Illustrationen
hat man das Gefühl direkt dabei gewesen zu sein und Trier beim arbeiten
quasi über die Schulter geschaut zu haben.
Der
rote Faden zieht sich über Triers fröhliche Kindheit in
Prag über die künstlerische Ausbildung und erste Erfolge
in München, bis hin zu seiner Tätigkeit als Grafiker für
Theater, Werbung und Trickfilm in Berlin. Ausführlich geschildert
wird die Vertreibung der Familie durch Nazi-Deutschland nach London
und Triers weitere Karriere bis zu seinem zu frühen Tod in
Kanada.
Von
den zahlreichen Anekdoten die die Autorin zu Walter Trier ausgegraben
hat, will ich nur eine hervorheben – Walter Trier mochte die realistisch
gezeichneten Comics in den kanadischen Zeitungen überhaupt nicht.
Sie strotzten für ihn vor Mord und Totschlag. Er sagte dazu: »Wenn
so etwas die Leute zum Lachen bringen kann, dann will ich nicht
länger zeichnen. Anstatt so etwas ”Comics” zu nennen, sollte man
sie ”Tragics” heißen. Aber vielleicht bin ich mittlerweile auch
zu gallig.« Was Walter Trier in seinen Arbeiten allerdings nie war.
Humor und Liebenswürdigkeit war seine "Waffe" gegen sämtliche Widrigkeiten
des Lebens. Auch das bringt einem diese Biographie näher.
G.
N.
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