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Faszinierende Fluchtwelten


 
Autor: Heinz J. Galle
Titel: Volksbücher und Heftromane – Band 1: Der Boom nach 1945 – von Billy Jenkins bis Perry Rhodan
Originaltitel: -
Umfang: 280 Seiten
Format: Taschenbuch
Preis: EUR 29,50
Verlag: Dieter von Reeken
ISBN: 3833432322
Website: www.dieter-von-reeken.de   



Heinz J. Galle, bekannter Fachmann für Trivialliteratur, legt hier eine stark erweiterte Neuausgabe seines 1988 im Ullstein-Verlag erstmals erschienenen Buches “Groschenhefte – Die Geschichte der Trivialliteratur in Deutschland“ vor, angelegt auf drei Bände. Der erste Band umfasst den Zeitraum von 1945 bis heute. Band 2 behandelt den Zeitraum von 1905-145, der für Herbst 2006 geplante dritte Band dann den Zeitraum von 1855-1905.

Immer noch wird die Trivialliteratur oft belächelt – unter völliger Verkennung der literaturwissenschaftlichen und soziologischen Bedeutung solcher Druckerzeugnisse. Insbesondere im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war für die meisten Menschen an einen Buchkauf nicht zu denken und die Kolportage stellte oft die einzige Lektüre und damit einen gewaltigen Einfluss dar.
In Anbetracht der immer noch weithin verbreiteten Ignoranz von Literaturwissenschaft und Germanistik gegenüber der so genannten Trivialliteratur verwundert es nicht, dass die vorhandene Fachliteratur zum Thema immer noch sehr überschaubar und mangelhaft ist.
Heinz J. Galles Werk leistet hier einen gewaltigen ersten Schritt zur Behebung dieses wissenschaftlichen Mangels.

 
    
 


In Anbetracht der Fülle des Materials der schier zahllosen erschienenen Heftromanserien zwischen 1945 und heute war es klar, dass man selektieren musste, dennoch ist es ein herber Wermutstropfen, dass Frauenromane wie Liebes-/Fürsten-/Heimat- oder Arztromane gänzlich übergangen wurden.
Auch der Westernroman ab den Sechzigerjahren wird sehr stiefmütterlich behandelt, Starautor G.F.Unger etwa findet nur einmal kurz Erwähnung als Co-Autor der Billy Jenkins-Nachkriegsserie.
Der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf Science Fiction, Horror, Kriegs- und Kriminalserien, auch die Westernromane der Nachkriegsjahre werden ausführlich behandelt.

Gesonderte Kapitel widmen sich der überaus regen Nachkriegs-Romanheftszene in Österreich sowie der “antiimperialistischen“ Heftreihenliteratur der DDR.

Interessant ist die führende Position Österreichs in der Romanheftproduktion der Nachkriegsjahre.

Von deutschen Sammlern –zu Unrecht- weitgehend unbemerkt läuft im österreichischen Hiro-Verlag von 1949 bis heute ununterbrochen die Serie “Der Kriminalroman der Woche – Kommissar Wiltons Kriminalberichte“. Der Kommissar übertrumpft damit mühelos die deutschen Dauerbrenner Jerry Cotton (ab 1954) und Perry Rhodan (ab 1961). Leider laufen Wiltons Abenteuer im Gegensatz zu seinen deutschen Kollegen seit mehr als einem Vierteljahrhundert nur mehr als Neuauflagen alter Romane. Bemerkenswert ist hier vor allem das relativ hohe Niveau dieser Reihe, insbesondere der von Jules Charpentier (d.i. die österreichische Autorin Gisi Gruber) verfassten Romane.
Mit der führenden Position war's für Österreich zwar sehr bald wieder vorbei, aber noch heute sind überdurchschnittlich viele Verfasser bekannter deutscher Romanheftreihen Österreicher wie z.B. Rolf Mauerhardt, Friedrich Tenkrat (Tony Ballard) oder einige zeitgenössische Perry Rhodan-Autoren wie Leo Lukas und Michael Thurner.

Die Konkurrenz durch Fernsehen, Computerspiele und Internet ist auch an den Romanheftserien nicht spurlos vorübergegangen, die Anzahl der im Zeitschriftenhandel erhältlichen Reihen ist sehr überschaubar geworden und die Auflagen sind auch bei weitem nicht mehr das, was sie einmal waren. So manche alte Dame zieht nun die hauptabendliche Rosamunde Pilcher-Verfilmung einem Silvia-Roman vor. Und manche Romanhefthelden wie Dr. Stefan Frank oder Der Bergdoktor haben sogar als TV-Serie den Weg auf unsere Bildschirme gefunden.
Doch die alten Helden sind nicht totzukriegen. Längst hat sich eine Nostalgie-Szene gebildet, die die Klassiker –oftmals mit neuen Abenteuern- nicht sterben lässt. Besonders hervorgetan haben sich etwa der Zaubermond-Verlag mit edlen Hardcoverausgaben vieler legendärer Heftromanserien wie Macabros, Tony Ballard und Dorian Hunter oder HJB mit den Ren Dhark-Büchern.
Auch die Dauerbrenner Perry Rhodan oder John Sinclair haben als "richtige“ Buchausgaben den Weg in viele Bibliotheken gefunden. Ist der Untergang des Abendlandes noch aufzuhalten?
Die Sammler jedenfalls werden "ihre“ Helden noch lange nicht sterben lassen.

Fazit: Eine ungemein wichtige und längst überfällige Buchreihe! Für Sammler und Freunde des Romanhefts sowie für Literaturwissenschaftler auf jeden Fall eine absolute Pflichtlektüre.
Aber auch alle anderen werden mit dieser immer unterhaltsam und nie trocken geschriebenen Reise durch die faszinierende Welt der Romanhefte ihre Freude haben.

Stefan Meduna

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