Heinz
J. Galle, bekannter Fachmann für Trivialliteratur, legt hier
eine stark erweiterte Neuausgabe seines 1988 im Ullstein-Verlag
erstmals erschienenen Buches “Groschenhefte – Die
Geschichte der Trivialliteratur in Deutschland“ vor,
angelegt auf drei Bände. Der erste Band umfasst den Zeitraum
von 1945 bis heute. Band 2 behandelt den Zeitraum von 1905-145,
der für Herbst 2006 geplante dritte Band dann den Zeitraum
von 1855-1905.
Immer
noch wird die Trivialliteratur oft belächelt – unter
völliger Verkennung der literaturwissenschaftlichen und soziologischen
Bedeutung solcher Druckerzeugnisse. Insbesondere im 19. und in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war für die meisten
Menschen an einen Buchkauf nicht zu denken und die Kolportage stellte
oft die einzige Lektüre und damit einen gewaltigen Einfluss
dar.
In Anbetracht der immer noch weithin verbreiteten Ignoranz von Literaturwissenschaft
und Germanistik gegenüber der so genannten Trivialliteratur
verwundert es nicht, dass die vorhandene Fachliteratur zum Thema
immer noch sehr überschaubar und mangelhaft ist.
Heinz J. Galles Werk leistet hier einen gewaltigen ersten Schritt
zur Behebung dieses wissenschaftlichen Mangels.
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In Anbetracht
der Fülle des Materials der schier zahllosen erschienenen Heftromanserien
zwischen 1945 und heute war es klar, dass man selektieren musste,
dennoch ist es ein herber Wermutstropfen, dass Frauenromane wie
Liebes-/Fürsten-/Heimat- oder Arztromane gänzlich übergangen
wurden.
Auch der Westernroman ab den Sechzigerjahren wird sehr stiefmütterlich
behandelt, Starautor G.F.Unger etwa findet nur einmal kurz Erwähnung
als Co-Autor der Billy Jenkins-Nachkriegsserie.
Der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf Science Fiction,
Horror, Kriegs- und Kriminalserien, auch die Westernromane der Nachkriegsjahre
werden ausführlich behandelt.
Gesonderte
Kapitel widmen sich der überaus regen Nachkriegs-Romanheftszene
in Österreich sowie der “antiimperialistischen“
Heftreihenliteratur der DDR.
Interessant
ist die führende Position Österreichs in der Romanheftproduktion
der Nachkriegsjahre.
Von
deutschen Sammlern –zu Unrecht- weitgehend unbemerkt läuft
im österreichischen Hiro-Verlag von 1949 bis heute ununterbrochen
die Serie “Der Kriminalroman der Woche – Kommissar
Wiltons Kriminalberichte“. Der Kommissar übertrumpft
damit mühelos die deutschen Dauerbrenner Jerry Cotton
(ab 1954) und Perry Rhodan (ab 1961). Leider laufen Wiltons
Abenteuer im Gegensatz zu seinen deutschen Kollegen seit mehr als
einem Vierteljahrhundert nur mehr als Neuauflagen alter Romane.
Bemerkenswert ist hier vor allem das relativ hohe Niveau dieser
Reihe, insbesondere der von Jules Charpentier (d.i. die österreichische
Autorin Gisi Gruber) verfassten Romane.
Mit der führenden Position war's für Österreich zwar
sehr bald wieder vorbei, aber noch heute sind überdurchschnittlich
viele Verfasser bekannter deutscher Romanheftreihen Österreicher
wie z.B. Rolf Mauerhardt, Friedrich Tenkrat (Tony Ballard)
oder einige zeitgenössische Perry Rhodan-Autoren wie
Leo Lukas und Michael Thurner.
Die
Konkurrenz durch Fernsehen, Computerspiele und Internet ist auch
an den Romanheftserien nicht spurlos vorübergegangen, die Anzahl
der im Zeitschriftenhandel erhältlichen Reihen ist sehr überschaubar
geworden und die Auflagen sind auch bei weitem nicht mehr das, was
sie einmal waren. So manche alte Dame zieht nun die hauptabendliche
Rosamunde Pilcher-Verfilmung einem Silvia-Roman vor. Und
manche Romanhefthelden wie Dr. Stefan Frank oder Der
Bergdoktor haben sogar als TV-Serie den Weg auf unsere Bildschirme
gefunden.
Doch die alten Helden sind nicht totzukriegen. Längst hat sich
eine Nostalgie-Szene gebildet, die die Klassiker –oftmals
mit neuen Abenteuern- nicht sterben lässt. Besonders hervorgetan
haben sich etwa der Zaubermond-Verlag mit edlen Hardcoverausgaben
vieler legendärer Heftromanserien wie Macabros, Tony
Ballard und Dorian Hunter oder HJB mit den Ren
Dhark-Büchern.
Auch die Dauerbrenner Perry Rhodan oder John Sinclair
haben als "richtige“ Buchausgaben den Weg in viele Bibliotheken
gefunden. Ist der Untergang des Abendlandes noch aufzuhalten?
Die Sammler jedenfalls werden "ihre“ Helden noch lange
nicht sterben lassen.
Fazit:
Eine ungemein wichtige und längst überfällige Buchreihe!
Für Sammler und Freunde des Romanhefts sowie für Literaturwissenschaftler
auf jeden Fall eine absolute Pflichtlektüre.
Aber auch alle anderen werden mit dieser immer unterhaltsam und
nie trocken geschriebenen Reise durch die faszinierende Welt der
Romanhefte ihre Freude haben.
Stefan
Meduna
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