Ein Cartoons auf denen ein Cowboy seiner Frau
ein Brandzeichen verpasst oder ein Dorftrottel von einem vollbusigen
Weib träumt, die ebenso viel Zitzen wie seine Lieblingskuh
hat, wären heute wahrscheinlich selbst für die “Praline“
oder die “St. Pauli Nachrichten“ zu frauenfeindlich. Doch in den
Sechziger Jahren zierten derartige immerhin recht kunstvoll in
Öl von Pierre Davis (der heute unter seinem richtigen Namen
Lowell Davis kitschige Landidyllen für eine Porzellanfirma
gestaltet) gemalte Obszönitäten die Titelseiten des
Witzblattes “Sex to Sexty“.
Das Herrenblatt wurde zwar
1983 eingestellt, lebte jedoch in einigen 2002 entstandenen Kunstwerken
von Mike Kelley weiter. Dieser hatte auf seinem riesigen Bild
“Missing Time Color Exercise“ die Titelbilder einiger Sex to Sexty“-Ausgaben
chronologische nebeneinander aufgeklebt und dazwischen anstelle
der ihm fehlenden Ausgaben monochrome Farbflächen platziert,
was der Sache einen Hauch von Mondrian verleiht. Dies wiederum
brachte Benedikt Taschen auf den Plan, der sich - auch als Verleger
- sowohl für Kunst wie für Sex interessiert.
Für die Recherche zu diesem prachtvollen
Bildband reiste die Autorin Dian Hanson nach Airlington, Texas
und was sie dort über die Geschichte von “Sex to Sexty“ herausfand,
ist ganz sicher noch lustiger als die darin enthaltenen zottigen
Cartoons.
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John Newton, der Herausgeber des Heftes, betrieb
eine erfolgreiche Firma, die Werbesprüche auf Aschenbecher,
Kugelschreiber, Kaffeebecher und dergleichen druckte. Er interessiert
sich jedoch auch für schlüpfrige Cartoons und kaufte
für 10.000 Dollar eine Privatsammlung von gezeichneten Witzen,
die jemand in Aktenschränken thematisch nach Begriffen wie
“einsame Insel“ oder “betrogene Ehefrau“ geordnet hatte. Newton
ließ einige dieser Cartoons von seinen Werbegraphikern noch
einmal neu zeichnen und druckte auf eigene Kosten die erste Ausgabe
von “Sex to Sexty“. Danach schickte er an angeblich jeden Zeitungshändler
der USA eine Kiste mit 50 Exemplaren und dem Text “Ich bitte Sie
diese Hefte zum Verkauf anzubieten, und wenn Sie verkauft haben,
meine Rechnung zu bezahlen. Wenn nicht betrachten Sie sie als
Geschenk.“ Dies Konzept funktionierte. Das zunächst mit psychedelischen
Covern und dann mit den Gemälden von Pierre Davis garnierte
Heft verkaufte sich monatlich 250.000fach, bevor schließlich
Magazine mit eindeutigen Hochglanzfotos beliebter wurden als die
zweideutigen Witze in “Sex to Sexty“.
Das Buch des Taschen Verlags enthält neben thematisch
gegliederten Cartoons auch hervorragend reproduzierte Abbildungen
einiger nicht verwendeter Bilder von Davis und als Gimmick noch
einen Schutzumschlag, der zugleich auch noch ein Poster ist auf
dem – im Gegensatz zu den Werken von Mike Kelley – sämtliche Cover
von “Sex to Sexty“ abgebildet sind.
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