Drehte sich der Vorgängerroman "Säule der Welten“ hauptsächlich um die Erlebnisse seiner Frau Venera, kehren wir mit “Segel der Zeit“ zu Ex-Admiral Chaison Fanning zurück, der im Kerker der Falkenformation schmachtet, deren Flotte er im Kampf um seine Heimat Slipstream deutlich dezimiert hat. Fast hat er unter der täglichen Folter des Feindes die Hoffnung auf Rettung aufgegeben, da gelingt ihm dank eines Befreiungskommandos mit zwei Leidensgenossen doch noch die Flucht aus seiner schwerelosen Zelle.

Die Rückkehr nach Hause steht unter keinem guten Stern: anstatt als Held der Freiheit wird Fanning zu seinem Entsetzen in seiner Heimatstadt als Verräter betrachtet. Er beginnt zu begreifen, dass er es mit einer Verschwörung ungeahnten Ausmaßes zu tun hat...

Im Universum von Virga sind Sonnenlicht und Schwerkraft wertvolle Güter, denn beides muss mangels natürlicher Ressourcen künstlich produziert werden, wollen die Menschen nicht zu ewiger Finsternis und Schwerelosigkeit verdammt sein. Karl Schroeder erfindet mit seiner furiosen Mischung aus Steampunk, Sternenkrieg und Mantel & Degen-SF sicherlich nicht das Genre neu (in der ein- oder anderen Form ist alles das schon einmal da gewesen), seine sprachliche Gewandtheit und das in sich glaubwürdige Universum machen sein Epos um Virga jedoch zu etwas Außergewöhnlichem, das man in der im Mainstream versumpften zeitgenössischen utopischen Literatur nur allzu oft vergeblich sucht.

Fazit: Mit dem dritten Band seiner Virga-Saga läuft Schroeder zu erzählerischer Höchstform auf. Hatten die ersten beiden Bände zuweilen noch mit Längen und Ungereimtheiten zu kämpfen, wartet "Segel der Zeit“ mit einem fulminanten Spannungsfeuerwerk auf, in der sich die liebevoll gezeichneten Charaktere faszinierend weiterentwickeln dürfen. Diese farbenfrohe Space Opera erinnert an die Blütezeit der SF-Pulps, ohne je altbacken zu wirken. Das ist sowohl logisch durchdachte wie auch höllisch unterhaltsame Science Fiction voll abenteuerlicher Magie – genau so, wie ich sie gerne öfter lesen möchte.

Stefan Meduna

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