Was regen wir uns doch ständig über die Unzulänglichkeiten anderer Menschen auf. Warum tun sie dies? Warum machen sie nicht das? Mit diesen Fragen konfrontiert man den Betroffenen nicht direkt, sondern erzählt Freunden und Bekannten über die geschehene Affronts, natürlich etwas ausgeschmückt, oder spielt das Geschehene noch mal im erzürnten Selbstgesprächen nach, in dem man auch endlich sagen kann, was man gern gesagt hätte. Gleichzeitig in einer weiteren dunklen Ecke unseres Selbstbewusstseins, siecht das Wissen dahin, das man selber auch Antagonist in so manchem Selbstgespräch geworden ist.
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Wie heilsam ist da doch der Humor,
mit dem man die kleinen Katastrophen des Lebens mit etwas Abstand
betrachten kann. Niemand lebt uns das schöner vor als Sedaris,
dieser Menschen-scheue Amerikaner, Wahl-Brite und Franzose mit
leichtem Tourette-Syndrom, lässt uns voyeuristisch an seinem Leben
teilhaben in dem er die Ereignisse in kleine Häppchen bzw. 22
Kurzgeschichten packt. Über Sedaris kann man und soll man lachen
Egal ob über seine Erlebnisse in diversen Jobs z.B. als Leichenbeschauer;
seinen Bekanntschaften, der Babysitterin Ms. Peacock der er als
kleines Kind den haarigen und verschwitzten Rücken kratzen musste,
die asoziale Nachbarin Helen mit der er sich ständig zankt und
wieder versöhnt, dem Lkw-Fahrer der ihn per Anhalter mitnimmt
und hinsichtlich seiner Offenheit für Oralverkehr sehr deutlich
wird, oder das arthritische Medium mit der er so manchen Abend
vorm Radio verbringt bis er von ihrer Pflegebedürftigen Mutter
und dem groben Straßenarbeiter Chaz vertrieben wird. Und weil
man beim Lesen nicht länger ertragen kann wie die Person gegenüber
skeptisch abwägt ob es an der Zeit ist einem dezent professionelle
Hilfe anzubieten, hält man inne, rekapituliert das Geschehene
und liest noch mal die beste Passage laut vor.
Es gibt kein Laster, das Sedaris nicht zumindest
mal probiert hat, und egal ob Sedaris mit nacktem Arsch in einem
Pariser Wartezimmer sitzt weil er zu allem nur “d’áccord“
sagen kann, überlegt wie er einer kratzbürstigen, schlafenden
Flugnachbarin sein verlorenes Bonbon wieder aus dem Schritt angelt,
erklärt warum ein künstlicher Schaumstoffpo im Sommer
aber nicht im Winter funktioniert, oder nistende Amseln mit Plattencovers
vertreibt, man muss diesen Kauz lieben, im Vergleich ist unsere
Leben doch nicht so schlimm und wenn doch – hat es wenigstens
Unterhaltungswert und außerdem “Schöner Wird’s Nicht”.
Preise hat Sedaris schon genug bekommen,
nach dem Lesen muss man sich jedoch unweigerlich Fragen ob diese
nicht Hugh, seinem Freund, zustünden. Schön, das es dieses Buch
jetzt im praktischen Taschenformat gibt, denn Mann und Frau sollte
dieses Buch dabei haben, quasi als Drogen, Alkohol und Medikamenten
Ersatz für einen Selbst aber auch für Freunde, die gerne etwas
jammern oder sich gar zu ernst nehmen.
Turner
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