Zum mittlerweile
neunten Mal kann miterlebt werden auf welche oft ungewöhnliche Weise
der Mülheimer Ruhrgebiets-Detektiv Kristof Kryszinski seine Fälle
angeht und löst. Eigentlich ist es sein Auftrag im Mülheimer Wohnpark
Nord, einer heruntergekommenen Plattenbausiedlung, die sich dort häufenden
Einbruchsdiebstähle aufzuklären. Diese dienen einer Anzahl von Bewohnern
als Vorwand eines Mietzahlungsboykotts gegenüber der Wohnungsbaugesellschaft
WODEGA, der Eigentümerin der Wohnanlage.
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Aufgrund
von Kryszinskis Nachforschungen wird ein sozial verwahrlostes und
minderjähriges Zwillingspaar – Yves und Sean – für die Diebstähle
verantwortlich gemacht und vom Jugendamt in ein Kinderheim nach
Echternach, Luxemburg, verbracht. Nachdem Kryszinski Zweifel an
seinen eigenen Ermittlungsergebnissen bekommt, finden sich zunehmend
mehr Indizien dafür, dass die ganze Angelegenheit getürkt wurde
um die Zwillingsbuben einem Ring von Kinderschändern und –vermittlern
zuzuspielen. Diesen versucht er nunmehr, auch gegen den Widerstand
der Behörden, aufzuspüren und auffliegen zu lassen. Dass er sich
dabei mit dem gesellschaftlichen Establishment des Nachbarlandes
anlegen muss, steigert seinen Einsatz für die Kinder eher noch als
dass es ihn ängstigen würde.
Konnte Kryszinski in früheren Büchern bei seinen Fällen
meist auf die Unterstützung seines persönlichen Netzwerks,
der Motorradrockergang "Stormfuckers“ oder seines Freundes
und Drogendealers Scuzzi bauen, so lässt Juretzka dieses Mal
den Detektiv seinen Fall nahezu alleine bearbeiten. Dadurch sind
die wortwitzigen und unheimlich komischen Schilderungen der oft
bizarren Situationen, in welche Kryszinski und seine Kumpels regelmäßig
geraten, in diesem Band kaum vorhanden. Auch die flapsig-derbe und
oft (selbst-)ironische Schreibe, für welche wahre Juretzka-Fans
den Autor so lieben, wird in diesem Buch deutlich sparsamer und
pointierter verwendet – was dem ernsten Hintergrund des Falles
aber auch durchaus angemessen ist.
Dennoch
gelingt es dem Autor mit der kenntnisreichen und detaillierten Beschreibung
des "sozialen Brennpunkts“ Wohnpark Nord und seiner dort lebenden
Bewohner den Leser umgehend einzustimmen und auf die weitere Reise
des Detektivs mitzunehmen. Wenn der neunte Fall auch nicht mehr
so umwerfend witzig-absurd ist wie es die frühen Kryszinski-Erlebnisse
oft waren, reicht es dennoch locker für großen Krimi- und Lesespaß!
Nach wie vor das beste Rezept Kryszinski zu lesen? Buch besorgen,
alle Verabredungen canceln, eine Flasche Wein öffnen, zu lesen beginnen
und nach einigen Stunden miterlebter und -gefühlter Achterbahn das
ausgelesene Buch verschwitzt und selig lächelnd weglegen.
Uwe
Sieber
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