Um es gleich vorweg zu sagen, die letztendlich 1945 zuerst erschienene Fassung von Pippi ist sicherlich die bessere, weil kindgerechtere Fassung. Astrid Lindgren hatte, um nur ein Beispiel zu nennen, Zeitlebens ein Faible für Komiker und Nonsens, deren Erwachsenen-Humor sich aber Kindern nicht erschließt. Derlei Passagen strich sie, oder veränderte sie zu einem kindgerechteren Humor für die zweite Fassung.

Was auch auffällt ist der veränderte Tonfall. In der Ur-Pippi ist dieser noch sehr herablassend gehalten. Während die Kinder-Figuren Tommy und Anika von Ur-Pippi mit "Liebe kleine karierte Kinder" begrüßt werden, macht sie sich zum Teil recht heftig über die Gebrechen der Erwachsenen lustig. In der Fassung von 1945 ist Pippi warmherziger, gütiger und milder, als in der Ur-Version, besonders zu den Kindern und das steht ihr gut zu Gesicht. Im Vergleich der beiden Versionen von Lindgren erstaunt auch, wie zumeist kleine Veränderungen in Wortwahl und Satzbau dabei helfen einen Charakter positiv zu entwickeln.

Einige Faksimiles aus der Entstehungszeit, zum Beispiel die Zeichnung Astrid Lindgrens von Pippi auf dem Titelbild ergänzen diesen literarischen Leckerbissen. Das Buch ist ein Muss für alle, die mit Pippis Abenteuern aufgewachsen sind.

Am 21. Juni 2005 beschloß das Komitee MEMORY OF THE WORLD der UNESCO Astrid Lindgrens Archiv - und damit auch das Skript der Ur-Pippi - in die Liste von Archiven und Dokumenten aufzunehmen, die für die Menschheit von Wert sind. Die Manuskripte August Strindbergs erhielten diesen Status dagegen nicht.

G. N.

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