Am 2. März 2007 war in der Süddeutschen Zeitung zu lesen: “Entschädigung für Erben von NS-Chefs“. Die Nachkommen früherer Führungskräfte “bekommen Besitz zurück – trotz Beschäftigung von Zwangsarbeitern“ entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Keine Frage, Zwangsarbeit und Holocaust haben sich für Täter, auch und vor allem aus der Wirtschaft, bezahlt gemacht. Täterkinder und –kindeskinder leben in Saus und Braus dank der Gewinne aus dieser Zeit. Auf der anderen Seite die Holocaust-Opfer - wenig Hilfe ist dort ankommen, wo sie hin sollte und nötig ist, bei den Überlebenden (Israel streitet über Entschädigung, FAZ, 17.11.2007).
Bernice
Eisenstein ist die Tochter von Holocaustüberlebenden. Die Schilderung
ihrer Kindheit und Jugend ist frei von Anklagen, frei von Vorwürfen
und auch die internationalen politischen und wirtschaftlichen Gefechte
um Schuld und Entschädigung bleiben außen vor. Sie beschränkt
sich auf den entscheidenden, den privaten Blick in ihre Familie.
Wer
den Holocaust überlebt hat, der hat nicht nur körperliche
Verletzungen erlitten, sondern auch seelische. Und egal wohin die
Überlebenden auswanderten, sie nahmen ihre inneren Verwundungen
mit: “In dem neuen Land angekommen, war meinen Eltern und
ihren Freunden nicht bewusst, dass ihre Vergangenheit einen unsichtbaren
Schatten über das Leben derer zeichnete, die sie zur Welt brachten.
Allein der Schatten weiß es und will davon erzählen."
Bernice
Eisenstein erzählt von ihrer inneren Suche nach den Eltern.
Sie will ergründen was ihre Eltern im Ghetto und den Konzentrationslagern
erlebt haben, um sie zu verstehen. Warum fühlen sich die Eltern
ihren Schicksalsgenossen stärker verbunden, als der eigenen
Tochter? Episoden aus ihrem Leben, die die Beziehung ihrer Eltern
und Verwandten zu ihr feinfühlig beschreiben, sind Stationen
dieser Suche. Ihre Texte illustrierte die Künstlerin mit humorvollen
Illustrationen und einer Comic-Einlage.
Schon
in den 80er Jahren hat Art Spiegelman in seinen beiden biographischen
Comic-Bänden “Maus“ u. a. thematisiert, dass die Folgen der schrecklichen
Erlebnisse der Holocaustüberlebenden auch an deren Kindern nicht
spurlos vorbeigehen. Bernice Eisensteins einfühlsame Erzählungen
sind im Vergleich zu Art Spiegelmans Werk weniger direkt, mehr poetisch,
doch genauso offen ehrlich und ohne jegliches Selbstmitleid: "Es
gibt keine Anonymen Holocaustler, denen man beitreten könnte, es
gibt kein Forum, dem man sich mitteilen könnte: 'Hallo zusammen,
ich bin holocaust-abhängig. Inzwischen bin ich clean, ich brauche
den Holocaust nicht mehr, um mein Selbstwertgefühl aufzubauen.’
Das
Buch schärft das Bewusstsein über die Opfer und die Folgen
von Diskriminierung, Verfolgung und Krieg. Leid setzt sich über
Generationen fort. Und obwohl das Buch zeigt, dass das Leben weitergeht,
so kann man vielleicht doch neue Perspektiven gewinnen, z. B. über
die “Erben von NS-Chefs“.
Ralf
Palandt
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