Ich
lese gerne Lebenserinnerungen. Vorzugsweise von ganz normalen Menschen.
Das meiste was da veröffentlicht wird, handelt von Frauen. Lebensgeschichten
von Männern sind eindeutig in der Minderzahl. Das liegt daran, dass
die Buch-Industrie von Frauen dominiert wird und das Frauen natürlich
auch mehr lesen als Männer. Ergo wird fast nur noch von Frauen für
Frauen produziert. Macht mir eigentlich wenig aus ;-), aber Lebenserinnerungen
von Männern wären genau so interessant wie die von Frauen.
Bei
'Ein ungezähmtes Leben' handelt sich um die Lebensgeschichte
von Lily Casey Smith in der Ich-Form aufgeschrieben von ihrer Enkelin
Jeannette Walls.
Das Buch liest sich wie selbst gemachte Butter und hat es zu Recht in die Bestsellerlisten geschafft. Als Lily 1901 geboren wird, zeichnet sich schon ab, dass da ein eigensinniges Mädchen das Licht der Welt erblickt hat und mit 15 Jahren ist sie bereits für einige Jahre Lehrerin.
Lily
steht auf der tatkräftigen Seite des Lebens. Unsinnige politische
Entscheidungen sind für Lily dazu da überwunden zu werden.
Während der Prohibition verkauft sie am Hinterausgang ihrer
Tankstelle schwarz gebrannten Whiskey. Ihr Mann Jim hat anfänglich
Probleme damit, aber wie willst du eine eigensinnige Frau schon
aufhalten? Eben.
Hier eine Leseprobe wie Lilys
Heiratsantrag mit Jim ablief:
... Wenn ich ein Baby haben wollte,
dann musste ich einen Mann finden. Ich fing an, Jim Smith mit anderen
Augen zu sehen. Er hatte eine Menge guter Eigenschaften, aber am
wichtigsten war mir das Gefuhl, dass ich diesem Mann blind vertrauen
konnte. Nachdem ich mir einmal darüber klargeworden war, fand ich
es überflüssig, lange um den heissen Brei herumzureden oder ein
grosses Getue zu machen.
Es war an einem Spätnachmittag
Anfang Mai, gleich nach Schulschluss, als ich Patches sattelte und
rüber zur Werkstatt ritt. Jim lag auf dem Rücken unter einem Auto,
und ich sah nur seine Beine und Stiefel herausschauen. Ich sagte,
dass ich ihn sprechen müsse, also schob er sich langsam unter dem
Wagen hervor, stand auf und wischte sich mit einem Lappen das Öl
von den Händen.
»Jim Smith, willst du mich heiraten?«,
fragte ich.
Er starrte mich einen Moment
lang an und grinste dann übers ganze Gesicht.
»Lily Casey, ich wollte dich
von dem Moment an heiraten, als ich gesehen hab, wie du von Red
Devil runtergefallen und gleich wieder aufgestiegen bist. Ich hab
nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um dich zu fragen.«
»Tja, der ist jetzt gekommen«,
sagte ich. »Aber ich hab zwei Bedingungen.«
»Ja, Ma'am.«
»Erstens, wir müssen Partner
sein. Ganz gleich, was wir machen, wir machen es zusammen und teilen
uns die Arbeit.«
»Hört sich gut an.« »Zweitens,
ich weiss, dass du als Mormone erzogen worden bist, aber ich will
nicht, dass du noch andere Frauen heiratest.«
»Lily Casey, wie ich dich kenne,
hat ein Mann mit einer von deiner Sorte schon alle Hände voll zu
tun.«
Resultat erstmal zwei Kinder. Rosemary
(die Mutter der Autorin Jeannette Walls) und Little Jim auf Old
Buck.
G. N.
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