Der Schotte
Grant Morrison (“Batman: Arkham Asylum“) ist nicht nur einer
der erfolgreichsten US-Comicautoren sondern auch ein Experte auf dem
Gebiet der Superhelden. Eine lebenslange Liebe verbindet ihn mit der
Figur des Supermans, der er in der 12-teiligen Miniserie
“All Star Superman“
ein Denkmal setzte und im Neustart der klassischen Serie “Action
Comics“ die Über-Unterhose wegrationalisierte.
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Im
Buch “Superhelden“ erzählt Morisson sowohl die Geschichte
der Superhelden-Comics als auch seine eigene Biographie. Das funktioniert
zunächst sehr gut. Informativ und gelegentlich auch pointiert analysiert
Morrison die ersten Auftritte von Superman und Batman,
die zahllose weitere Superhelden-Comics nach sich zogen. Hier wäre
eine etwas großzügigere, nicht nur DC-Comics zeigende, Bebilderung
wünschenswert gewesen, während es etwas fraglich ist, ob “Panel“
mit “Panele“ wirklich optimal ins Deutsche bzw. Österreichische
übersetzt wurde.
Doch ansonsten ist Morrisons “Superhelden“ in der ersten
Hälfte sowohl für Neueinsteigern aber auch für Experten ein spannend
zu lesendes Comic-Sachbuch. Interessant ist die Schilderung jener
Zeit in den Fünfziger Jahren als sich die Superman-Comics
bedingt durch den Erfolg einer spießigen TV-Serie mit George Reeves
aber auch unter dem Zensur-Druck des Comics Code mehr mit
alltäglichen Problemen als mit galaktischen oder gar kapitalistischen
Bedrohungen beschäftigten. Im Kapitel “Superman auf der Couch“ erzählt
Morrison davon, wie sich DC-Herausgeber Mort Weisinger einer Psychotherapie
unterzog und “seine Schreiber mit dem in den jeweiligen Sitzungen
anfallenden Material“ versorgte. Das Resultat waren dann Hefte mit
Clark Kents Kollegen Jimmy Olsen als Transvestiten oder einer gegen
Superman die Peitsche schwingenden Lois Lane.
Während
Morrison anfangs nur sehr gelegentlich davon erzählt, wie er
die beschriebenen Comics als jugendlicher Leser empfunden hat, gerät
das Buch auf den letzten 250 Seiten merklich aus dem Gleichgewicht.
Hier betritt Morrison auch als Comicschaffender die Bühne und
nutzt diese zunächst ausgiebig um Spitzen gegen seinen noch
etwas prominenteren Kollegen Alan Moore abzufeuern. Dessen anerkannten
Meilenstein “Watchmen“
findet Morrison gar nicht so bedeutend und seine Argumentation liest
sich recht amüsant. Während er sich für einen verständnisvollen
“Anthropologen“ der US-Comics hält, bezeichnet
er Alan Moore als rücksichtslosen “Missionar“,
der Superhelden-Lesern seine “eigenen Wertvorstellungen und
Vorurteile“ aufzwingen möchten. Laut Morrison sieht Moore
Superhelden als primitive Eingeborene über deren “farbenprächtige
Trachten“ er sich nicht nur lustig macht, sondern diese dazu
zwingt “lederne Trenchcoats zu tragen“ und zudem auch
noch bis zum “Nervenzusammenbruch drangsaliert“.
In
den letzten Kapiteln versucht Morrison den Eindruck zu erwecken,
dass fast jeder bedeutende Comic der letzten 20 Jahre aus seiner
Feder stammte. Statt über die Werke anderer Comicschaffender
zu berichten, ist der Autor hier stärker daran interessiert
seine Erfahrungen mit mystischem Hokuspokus oder die Vorteile einer
rasierten Glatze zu schildern. Das trübt zwar ein wenig den
positiven Eindruck der ersten Hälfte des Buches, hat aber durchaus
Unterhaltungswert.
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