Das Cover
macht deutlich – Zimperliche sollten das Buch gleich weglegen. Der
erste Absatz gibt einem die letzte Chance zur Umkehr:
"Manche
Menschen finden auf einen Schlag zu sich selbst, wie bei einer Explosion.
Ich selbst habe Stück für Stück zu mir selbst gefunden, mehr oder
weniger durch eine Reihe von Zufällen.Das
erste Stück habe ich in einem Zelt auf dem West Highland Way gefunden.
Meine beste Freundin Sarah schlief. Ihr Mann lag neben ihr, und
ich schluckte sein Sperma. Ich entdeckte das nächste Stück von mir
am Grund einer Klippe, als ich Sarahs toten Körper dort entlang
schleifte, während ihr Kopf gegen die Felsen schlug. Sarah, meine
beste Freundin seit Kinderzeiten, die ich verraten und ermordet
hatte. Und dann, in der Dunkelheit des Dachbodens meiner Eltern,
fand ich den Rest von mir."
Es
gehört in letzter Zeit zum guten Ton zu schockieren – ist das doch
in der heutigen moralisch offenen und schonungslosen Medien-Gesellschaft
schon eine Leistung. Auf "Feuchtgebiete"
folgte als Retourkutsche "Fleckenteufel"
(hab ich Beide NICHT gelesen) und die Leser finden es einfach Geil,
dass Literatur kein Tabu auslässt.
Wer
“furchtbar lieb” in die Hand nimmt, dem ist
ein gewisser Voyeurismus nicht abzustreiten und das Buch hält
was es verspricht. Hier bleibt kein Auge trocken – und das
mein ich wörtlich.
Krissie
wird im Urlaub auf einem Ecstasy Trip geschwängert und ihre
Beste Freundin erstickt ihre Ehe im verzweifelten Versuch schwanger
zu werden. Als Krissies Kind auf der Welt ist, ist klar, keiner
hat das Leben bekommen, dass sie/er sich wünscht. Ob der moralischen
Unvernunft von Krissie, dem zwanghaften Heile Welt basteln von Sarah
und ihrem Mann, Kyle, der auf Kommando den Schwanz einzieht oder
ausfährt, möchte man das Buch eigentlich Beiseite legen,
wenn, ja wenn, diese Menschen nicht so unheimlich vertraut wären.
Als diese Drei zur Ablenkung einen Wander- und Zelttrip planen ist
klar: Das kann nur schiefgehen und – so viel kann man verraten
– es geht schief.
Bei jedem falschen Schritt der Protagonisten wird deutlicher, hinter diesem Trash steht eine bodenlose Tragik und die Splatter-Elemente entbehren nicht einer gewissen Komik.
“furchtbar
lieb” hat eine Geschichte zu erzählen und ist mehr als
“Chick Lit” (postfeministische Frauenliteratur), denn Helen FitzGerald
weiß wovon sie spricht. FitzGerald arbeitete jahrelang als Sozialarbeiterin
im Strafvollzug vor allem mit Sexualstraftätern. Ihren Beruf hat
sie an den Nagel gehängt und “furchtbar lieb”
ist am Ende auch ihre Abrechnung.
Turner
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