Er schreinert
Möbel, zeichnet Comics, malt Bilder und komponiert Musik. Sein
Hemd muss immer bis zum obersten Knopf hin zugeknöpft sein und
im Kühlschrank bewahrt er gerne mal Mäuse-Kadaver auf. Und
natürlich macht er auch Filme. David Lynch, viel diskutierter
Künstler und preisgekrönter Ausnahmeregisseur hat viele
Talente, auch ein paar Spleens und obwohl man ihn nach Genuss seiner
Filme durchaus für gestört und vollkommen morbid halten
könnte, präsentiert er sich in seinem Buch "Lynch über
Lynch" ganz anders- Als seriöser Herr mit viel Humor und
positiver Lebenseinstellung, der die Musik der 50ger Jahre liebt und
gerne Kaffee mit viel Zucker trinkt.
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"Lynch
über Lynch" ist eine Art Autobiographie, besser gesagt
ein Buch voller Interviews, die der (ebenfalls) Regisseur und Herausgeber
des Buches Chris Rodley über den Zeitraum von mehreren Jahren
mit David Lynch geführt hast und so viele, sehr interessante
Informationen aus dem sonst sehr schweigsamen Mann hervorlockte.
Aufgeteilt ist das Buch in elf Kapitel, von denen die letzten neun
je einem der neun Spielfilme Lynchs gewidmet sind, Kapitel Sieben
befasst sich außerdem mit "Twin
Peaks", der bekannten Fernsehserie Lynchs. Des Weiteren
gibt es in dem Buch eine Einleitung, die Filmographie, die auch
Kurz- und Fernsehfilme abdeckt sowie ein Register und Informationen
über den Autor.
Als David Lynch mal gefragt wurde, um was es in seinem Film "Wild
at Heard" ginge, antwortete dieser: "Um etwa eine Stunde
fünfundvierzig." Ja, David Lynch fasst nicht gern in Worte,
was seine Filme in Bildern, Musik und Toneffekten erzählen,
weil Worte wie er sagt, entzaubern. Lynch will seine Filme selbst
sprechen lassen. Leser, die beim Betrachten Lynchs Werks vor schier
ungelösten Rätseln stehen, werden in "Lynch über
Lynch" also keine großartigen Erklärungen finden.
Stattdessen gibt Lynch Auskunft über die einzelnen Phasen in
seinem Leben, private Vorlieben natürlich im Bereich Film,
Musik, Bildende Kunst und berichtet über seine Arbeit, die
Zusammenarbeit mit Schauspielern, Produzenten und Crew und wie die
Produktionen seiner Filme abgelaufen sind. Hauptsächlich befasst
sich Rodley und das Buch damit wie es zu Lynchs einzelnen Projekten
kam und wie ihre Entstehung ablief. Es werden auch die Nebentätigkeiten
erwähnt, die Lynch parallel zum Filmemachen bestritt. Ein Kapitel
befasst sich z. B. mit Lynchs Kindheit, seiner Jugend und dem Malen
seiner Bilder in. In einem späteren Kapitel erfahren wir, wie
David Lynch den Filmkomponisten Angelo Badalamenti kennen lernte,
der bis heute die Musik für Lynchs Filme schreibt und wie er
mit ihm und der Sängerin Julie Cruise mehrere Alben aufnahm.
Es werden auch ziemlich witzige Themen behandelt, so erzählt
Lynch z.B. von seinen Comic Strip, den er mehrere Jahre u.a. für
die Zeitung " L.A. Reader" zeichnete: "The angriest
Dog in the World". Die Strips handeln von einen Hund dreht,
der so wütend ist, dass er in einer Art Todesstarre verharrt
und bestehen immer aus den selben 4 Bildern, nur der (spärliche)
Text ändert sich von Woche zu Woche. Es ist auch zu erfahren,
dass Lynch gerne Ameisen in sein Haus lässt und Tiere seziert
um ihre Innereien wie die Einzelteile eines Elektronik-Baukastens
auszubreiten, und (natürlich mit detaillierter Anleitung zum
wieder Zusammenbauen) als Kunstprojekt fotografiert.
Ich
für meinen Teil halte das Buch für ziemlich gut. Für
Fans des Regisseurs bietet es einen interessanten Einblick in dessen
Schaffen und ist außerdem eine sehr vergnügliche Lektüre.
Lynch wird einem auf jeden Fall sympathisch und mir, der ich seine
Filme mag, machte es Spaß es zu lesen. Ob es für Leute
die mit Lynchs Filmen nichts anfangen können interessant ist,
glaube ich dagegen eher weniger.
Niko
Burger
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