2003 war im Rahmen der Taschenbuchreihe "Meisterwerke der Fantasy“ bereits ein Erstversuch einer solchen Ausgabe gestartet, wegen der Einstellung dieser Reihe jedoch nach einem Band abgebrochen worden. Nun startet der Zweitversuch mit einem dicken Wälzer, der die Stories der Jahre 1932 und 1933 umfasst.

Zum Inhalt: gleich in den Anfangsjahren von Howards schriftstellerischem Schaffen entstanden einige seiner besten Erzählungen überhaupt. So finden wir in diesem Buch das Meisterwerk “Der Turm des Elefanten“, in welchem es Conan nach Arejun, der Stadt der Diebe verschlägt. Diese Geschichte diente als Grundlage für gleich zwei Comic-Versionen, eine von Barry Smith, und eine längere Fassung von John Buscema, die den Geist der Vorlage sehr gelungen einfangen. Auch “Der rote Priester“ und „Königin der schwarzen Küste“(in dieser Erzählung lernt Conan seine große Liebe Belit, die Piratenkönigin, kennen) zählen zu absoluten Perlen der frühen Fantasyliteratur.

Nicht unerheblich bereichert wird dieser voluminöse Prachtband von den zahlreichen Illustrationen von Mark Schultz, sogar vier Farbtafeln im Mittelteil des Buches hat man den Arbeiten des Künstlers spendiert. Unter anderem ist das Titelbild der Originalausgabe zu sehen – das Cover der deutschen Ausgabe stammt von Charles Keegan. (Für Band 2 dürfen wir uns auf Illustrationen von “Prinz Eisenherz“-Zeichner Gary Gianni freuen.) Zahlreiche Fragmente, Karten und Artikel zu Howard und seinem Werk runden den Band ab. Wolfgang Hohlbeins (nobel ausgedrückt) entbehrliches Vorwort soll hier gnädigerweise nicht kommentiert werden.

Auch wenn sich langjährige Conan-Leser von der Vielzahl der verschiedenen Conan-Ausgaben im Heyne -Verlag in den vergangenen Jahrzehnten genervt fühlen dürften, lohnt sich diese Neuanschaffung selbst für Komplettbesitzer der alten Reihen, denn erstmals können wir “Conan pur“ erleben, ohne die Bearbeitungen und Erweiterungen von L.Sprague de Camp und Lin Carter.

Bleibt letztendlich zu hoffen, dass auch die anderen Howard-Komplettausgaben des US-Verlags Wandering Star (“Robert E. Howards Library of Classics“) auf Deutsch herauskommen werden. Dass bislang keine “Gesammelten Werke“ von Robert E. Howard erschienen sind, ist ohnehin ein Armutszeugnis für den Literaturmarkt. Die Abenteuer von Howards anderen Helden wie Soloman Kane, Bran Mak Morn, Kull von Atlantis, Red Sonja und der Schwarzen Agnes und all der anderen unsterblichen Charaktere harren ihrer Neu-Veröffentlichung, denn für die (nur teilweisen) deutschen Erstveröffentlichungen in Moewigs “Terra Fantasy“-Reihe müssen Sammler mitunter schon tief in die Tasche greifen.

Fazit: Ein absoluter Pflichttitel für jede Bibliothek phantastischer Literatur. Howards “Conan“-Stories sind keine “Low Fantasy“, wie sie zuweilen gerne von mancherlei Gestalten diskreditiert werden, sondern moderne Nachfolger klassischer Heldendichtung von einer erzählerischen Kraft, die ihresgleichen sucht .

Stefan Meduna

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