Wir erinnern
uns: Zwischen 1920 und 1943 verging kein Weihnachtsfest, an dem die
Kinder von J.R.R. Tolkien nicht vom Weihnachtsmann einen liebvoll
gestalteten Brief bekommen hätten. Oft in schwieriger Zeit von
Tolkien verfasst und doch voller Humor und Zuneigung berichtet der
Weihnachtsmann darin in kleinen kalligrafischen und zeichnerischen
Wunderwerken von seiner Arbeit am Nordpol, seinen hilfreichen Elbchen
und den bösen Kobolden.
Besonderer
Reiz sind darin die Randnotizen des scheinbar täppischen Freundes
des Weihnachtsmanns, dem Polarbären. In seinen Zwischenbemerkungen
erklärt er in aller Deutlichkeit, dass er keineswegs "faul",
"verfressen" oder gar "tolpatschig" sei, denn
ohne ihn liefe am Nordpol nämlich fast gar nichts. Ihm sei
schließlich die erfolgreiche Verteidigung der Spielzeuge gegen
die Kobolde zu verdanken und von seinen zeitsparenden Methoden zum
Geschenkversand ganz zu schweigen.
1976
erschienen "Die Briefe an den Weihnachtsmann" zum ersten
Mal auf Deutsch. Für die Neuausgabe 2005 wurde die alte Übersetzung
von Anja Hegemann überarbeitet und die jetzt neu hinzu gekommenen
Text- und Bildteile von Hannes Riffel übersetzt. Besonderen
Wert legte man dabei jetzt auf die Formulierungen.
Dass
dies nicht immer ganz ohne Schwierigkeiten ging, soll folgendes
Beispiel verdeutlichen: Die alte Ausgabe von 1976 übersetzt "Red
Gnomes" mit "Rote Zwerge". Dabei handelt es sich bei diesen fleißigen
Gesellen weniger um die bärbeißigen Bewohner der Höhlenwelten, wie
wir sie aus Tolkiens Hauptwerken kennen, sondern eher um schlanke
und ranke Wesen, die an die aus älterer Beschreibung bekannten "Elfen"
erinnern. Allerdings geht das dann überhaupt nicht mit den "Elves"
zusammen, die in den Weihnachtsmannbriefen ab 1933 auftauchen. Diese
sind wiederum ganz klar mit den "Elben" artverwandt, wie sie in
dem drei Jahre später geschriebenen "Hobbit" auftauchen.
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Hier
war bei der Übersetzung also etwas Tüftelei angesagt. Um die körperlich
doch recht kleinen "Elves" von den beeindruckenden Namensvettern
aus dem "Herrn der Ringe" zu unterscheiden, bot sich die Verniedlichungsform
"Elbchen" an. Bereits Jakob Grimm weist im Deutschen Wörterbuch
von 1859 darauf hin, dass der Begriff "Elfen" möglichst zu vermeiden
sei, und auf diese Argumentation geht auch die Eindeutschung von
"Elves" in "Elben" in allen Tolkientexten zurück. In einer genau
einhundert Jahre später erschienen Ausgabe des "Grimm" - inzwischen
war man endlich beim Buchstaben "W" angekommen - findet sich schließlich
der schöne Begriff "Wichtel" und damit auch eine angemessene Bezeichnung
für die "Gnomes".
Eine
Entdeckung, die Tolkienfans in der Erstausgabe ebenfalls vorenthalten
blieb, waren dann noch die "Bingos" - Kuscheltiere der
Tolkien-Kinder, die in den Weihnachtsmannbriefen erstmals 1935 genannt
werden. Bei diesen Kuscheltieren handelte es sich um Koalabären.
Die
erweiterte Neuausgabe dieses Tolkien-Klassikers ist nicht nur ein
wunderschönes Kinderbuch geworden, sondern auch für Erwachsene
ein Lesegenuss. Und wenn es schon an Geschenkideen zum Fest mangelt,
dann sowieso.
G.
N.
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